Schule kann anders – ein Tag an der Freien Aktiven Schule Wülfrath
Am 3. Mai waren wir zur Hospitation in der Freien Aktiven Schule Wülfrath. Netterweise wurden wir von Guido, Lernbegleiter und Architekt des schönen Gebäudes, empfangen und durften sogleich die Räumlichkeiten der Grundschule in Pantoffeln erkunden.
Als würde man ein Portal durchschreiten, fällt einem direkt die angenehme, ruhige und für eine Grundschule recht entspannte Atmosphäre des runden Schulgebäudes auf. Der gelbe Bau liegt inmitten von großen Bäumen und ist eingegliedert in ein sanft fallendes Hügelgelände, das nicht zuletzt durch die angegliederte Kletter-, Rutsch- und Spielfläche das Thema der Schule für den Besucher ins Auge wirft: Hier geht es um spielerisches Lernen!
Unsere Führung startete am „Forscherraum“. Mit Schneckendach um einen großen Baum in der Mitte ist er nicht nur der höchste Raum, sondern auch einer der spannendsten! Hier gibt es so viel zu entdecken: Alles, was das neugierige Forscherherz begehrt, darf hier erkundet werden. Auf „pädagogisch“ heißt dieser Bereich übrigens die kosmische Erziehung.
Weiter ging es dann in den „Kreativraum“ mit vielen Angeboten zu den Themen Bauen, Werken, Malen, Basteln und Handarbeiten. Betrachtet man den Brennofen, die Werkbänke, die geschwungene Sitzecke voller Kissen oder auch die große Leinwand, auf der die Kids sich malerisch austoben können – man möchte am liebsten gleich zu Säge und Hammer greifen und loslegen oder sich der Kreativität des Raumes hingeben und selbst zum Künstler werden.
Als nächstes erkundeten wir dann den oberen Bereich des Gebäudes. Hier ging es in die „Schatzkammer“. Mit ihren vier Nebenräumen ist sie der größte Bereich der Schule und beherbergt alle Materialien für Mathematik und Deutsch. Die Montessori-Ausstattung ist so aufgebaut, dass sich die Kinder hier in einer vorbereiteten Umgebung wiederfinden und je nach Neigung und Interesse ihren Lernbedürfnissen nachgehen können. Immer mit im Raum sind die Lernbegleiter, die für Fragen und Erklärungen zur Seite stehen. Überall waren Schüler konzentriert am Arbeiten. Alleine oder in kleinen Gruppen – immer aber in einer Muße, die man in Gruppenarbeiten in normalen Klassenkontexten viel seltener vorfindet.
Logisch eigentlich – die Kinder arbeiten schließlich aus eigenem Interesse heraus. Zur Wahl steht ihnen nämlich jederzeit die Option, in den Bewegungsraum zu gehen, sich in einem Arbeitsraum mit der besten Freundin zurückzuziehen oder den über zwei Ebenen angelegten Kletterraum aufzusuchen.
Im „Bewegungsraum“ schließlich ging es dann nicht mehr so ruhig zu. Hier war das Austoben angesagt. Wobei wir auch hier das Gefühl hatten, dass es gar nicht darum ging, aufgestauten Stress (z.B. durch das erzwungene ruhige Sitzen in einem Klassenraum mit 25 Kindern) zu entladen, sondern entspannt und mit Freude zu turnen, zu spielen und sich einfach zu bewegen.
Ebenso unbeschwert und ruhig ging es dann zum „2. Frühstück“ und später dann zum Mittagessen. Auch hier: Druckentladung, Stress, Hektik? Fehlanzeige. Jeder holte sich entspannt etwas zu essen und war dann nach einer Zeit einfach fertig – fürs Rutschen draußen oder fürs Aufsatz schreiben.
Danach konnten wir einen Einblick in das gegenüberliegende Gebäude bekommen, in dem die Gesamtschule untergebracht ist. Hier das gleiche Bild – nur mit älteren Schülern. Egal, ob im Spanisch-, Englisch-, Musik- oder Philoraum: Überall sahen wir Schüler vertieft und konzentriert beim Abarbeiten ihrer montags selbst definierten Wochenziele… oder einfach im lockeren Gespräch mit Freunden.
Schließlich hatten wir Gelegenheit mit dem Gründer der FASW, Robert Freitag, zu sprechen und konnten viele Antworten auf unsere Fragen bekommen. Er nahm sich Zeit und motivierte uns anzufangen – nicht zu warten und vor allem an unsere Idee zu glauben. Wo ein Ziel, da auch ein Weg Eine wirkliche Erfolgsgeschichte, die er und seine Frau Kirstin mit einem mittlerweile großen Team geschrieben haben. Kein Wunder, dass die Schule als Best Practice Beispiel einer Freien Schule in NRW gilt.
Insgesamt kann man sagen:
Der Besuch an der Freien Aktiven Schule Wülfrath hat uns sehr beeindruckt und uns aufgezeigt, wie entspannt Lernen sein kann, wenn man selbst entscheiden kann, wann, wie und (im Rahmen des Lernplans) auch was gelernt werden darf.
Wir fanden eine entspannte, ruhige, gleichzeitig freie Lernatmosphäre mit vielen respektvollen, glücklichen Kindern vor. Das hatten wir so bisher an noch keiner Regelschule gesehen! Wir konnten uns überzeugen, dass Schule tatsächlich mit Empathie, Wertschätzung, Respekt, Eigenverantwortlichkeit, intrinsischer Motivation, Vertrauen, wenig Regeln, aber dafür Gespräch und Beziehung funktionieren kann.
Das hatten wir zwar geahnt, aber erst nach der Hospitation sowie den Gesprächen mit den Lehrkräften und auch Eltern erleben dürfen. Wir sind auf dem richtigen Weg, diesen ganzheitlichen Weg endlich auch ins Sauerland zu bringen. Bestärkt haben uns hierzu die abschließenden Worte von Robert Freitag:
Wartet nicht, gründet jetzt!
Danke!! Ja, das werden wir … J
Dunja Tepel